Donnerstag, 19. Februar 2015

Myanmar - Sonnenaufgang über Bagan

Sonnenaufgang über dem Pagodenfeld von Bagan.
Der unbefestigte Weg wartet immer wieder mit Sandgruben vor uns auf. Im schlechten Scheinwerferlicht können wir sie nicht immer erkennen und müssen aufpassen, dass wir mit unseren Rollern nicht einfach im tiefen Sand stecken bleiben und umkippen. Rund um uns herum herrscht noch absolute Stille, der Himmel ist noch dunkel, zeigt aber bereits leichte Anstalten zu dämmern, um sich dann innerhalb von wenigen Minuten zu erhellen.



Um den bei Touristen sehr beliebten "Sunrise" nicht zu verpassen, sind wir bereits vor 5 Uhr aufgestanden. Und da die Müdigkeit die Gliedmaßen noch steif hält, haben wir den Elektrorollen anstatt des Fahrrads genommen. Und damit düsen wir nun gerade zu einer der höheren Pagoden in der Umgebung.
Ausländern ist es normalerweise nicht gestattet in Myanmar Moped oder auch Auto zu fahren. (Ausnahmen gibt es aber durchaus in weniger touristisch erschlossenen Gebieten.) Eine kleine Grauzone nutzt man hier in Bagan aus: Touristen werden einfach E-Roller vermietet, deren Akku allerdings nur wenige Stunden halten.
Nach einigem Suchen in der doch recht frischen Fahrtluft - lange Hose, Socken, Turnschuhe, Longsleeve und Softshelljacke; alle Ressourcen an warmen Sachen sind erschöpft - erreichen wir in der Dämmerung die Shwesandaw Pagode. Es ist ein imposanter Bau aus dem 11. Jahrhundert und kann auf mehreren Etagen bestiegen werden. Somit ist es ein beliebter Sunrise-, aber auch Sunset-Ort. Erste Autos und andere Roller stehen schon vor der Pagode, sogar eine Kutsche, die tagsüber überall in Bagan ein beliebtes Touristentransportmittel ist, hat den frühen Weg gefunden. Das Pferd sieht allerdings auch noch nicht ganz fit aus.




Die Schuhe bleiben wie gewohnt außerhalb der Pagode bzw. zu Fuße der Pagode, dann steigen wir an einer der vier Treppenaufgängen an der Außenfassade empor. Die Stufen sind schmal und hoch geschnitten, so dass manch ein Tourist kräftig ins Schnaufen kommt. Oben erwartet uns eine traumhafte Aussicht - und jede Menge anderer Touristen. Jeder versucht selbstverständlich freundlich, aber bestimmt die beste Position für seine Kamera zu finden. Ein skurriles Bild geben vor allem einige ambitionierte Touristen mit größeren Spiegelreflexkameras und professionellen Stativen neben Selfie-Fans mit Handfernauslöser ab.
Auch von den anderen hohen Pagoden, so können wir anhand der Kamerablitze erkennen, haben sich jede Menge Frühaufsteher zusammen gefunden. Trotz allem und dem Wissen, dass sich zwischen 6 und 6:30 Uhr die Terrassen der Pagoden noch fast vollständig füllen, sei der Ansturm generell geringer als abends, so wird uns später von unserer Guesthouse-Betreiberin erzählt.




Die Sonne ist soeben aufgegangen und scheint nun durch mehrere zarte Dunstschichten in Bodennähen. Immer mehr kleine Pagodenruinen tauchen im aufgehenden Licht auf und erst jetzt erkennt man die Vielschichtigkeit der Landschaft und seinen Bauwerken. Und obwohl die Sonne unaufhörlich weiter wandert und das eigentliche Spektakel schon vorbei ist, beginnt nun gerade erst die Hauptattraktion: am Horizont tauchen immer mehr Ballons auf, die höher und höher steigen und vom Wind wie Samen am Himmel verweht werden. Eine Heißluftballon-Fahrt kostet rund 150 Euro pro Person. Und das Geschäft scheint sich zu lohnen, denn mittlerweile gibt es gleich zwei Firmen, die diese Attraktion anbieten und jeden Morgen mit mehreren Ballons in den Himmel stechen - bis zu acht Stück zählen wir. Während Touristen trotz dem großen Angebot und dem hohen Preis immer noch vorreservieren müssen. Als wir jedoch nun auf der Pagode das wilde Treiben der Ballons sehen, kommt uns schon fast die Vermutung, dass nicht das Heißluftballon-Fahren die Sensation ist, sondern vielmehr diese aus der Ferne zu beobachten.




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