Dienstag, 17. Februar 2015

Myanmar - Tourist-Caching vs. Schule

Auf Touristen ist man in diesem Café bestens eingestellt und weiß ganz
genau, dass der ein oder andere auf der Suche nach einem "guten"
(Maschinen-) Kaffee ist.

Ein kleiner Händler, ein Junge von Zehn Jahren, läuft uns hinterher. Wir laufen auf der oberen Etage rund um die Shwegugyi-Pagode. Die Erwachsenen Händler zu Fuße der Pagode konnten wir mit einem Lächeln und einem freundlichen Dank bereits "abwimmeln". Allerding wissen sie auch ganz genau, dass man auf dem Rückweg wieder durch ihr Spalier muss. Die kleinen Kinder auf der Pagode selbst sind da schon etwas hartnäckiger. Sie warten mit ein paar Sätzen aus astreinem Englisch auf, können zum Teil auch ein paar Brocken Deutsch, angeblich auch Französisch, Chinesisch, Spanisch, Italienisch und Russisch. Sie sind Meister darin, sich einzelne Sätze in unterschiedlichen Sprachen schnell zu merken. Den ein oder anderen Tourist scheinen sie so schon verführt zu haben und so versuchen sie auch bei uns ihr Glück.

Auf den oberen Etagen der großen Pagoden tummeln sich zumeist einige Kinder,
die sich dort als Händler verdingen, meist von Postkarten,
während die Eltern am Fuße der Pagoden Gemälde und Souvenirs verkaufen.


Vielleicht ist es gemein, dass ich dem kleinen Jungen keine seiner Postkarten abkaufe und ihn statt dessen in ein Gespräch verwickele. Vielleicht könnte er in derselben Zeit dem französischen Pärchen hinter mir  fünf Postkarten für einen Dollar verkaufen. Und vielleicht würde das Pärchen sogar noch eins, zwei Dollar oben drauf legen, weil er doch "so süß ist" und trotzdem er "noch so jung ist immerhin schon ein paar Wörter Französisch spricht". Mich interessiert aber eher, warum der kleine Junge zusammen mit ein paar anderen Kindern auf der Pagode Postkarten verkauft, was seine Familie macht, wo er herkommt. Als ich nach der Schule frage, verweist er darauf, dass heute Sonntag wäre. Stimmt, also keine Schule. Ob er denn an den anderen Tagen in die Schule gehen würde, will ich von ihm wissen. Ja, meint er. Jeden Tag zwei Stunden von neun bis elf Uhr, außer eben heute.
Am Ende des Gesprächs bin ich mir nicht so ganz sicher, ob die Kids hier wirklich zur Schule gehen und wenn ja, was diese zwei Stunden bewirken. Tatsächlich ist es so, dass die durchschnittliche Schulzeit eines Myanmaren bei unter 4 Jahren liegt. Da es im Land auch Menschen mit abgeschlossenem Studium und mindestens 12 Jahren Schule gibt, muss es auch genügend Menschen geben, die den Durchschnitt nach unten drücken. Es ist wieder einer der Punkte, an denen man merkt, dass Myanmar noch einen weiten Weg vor sich hat. Und da sind die Kids auf der Pagode sicher noch eine der Gewinner, da sie in der Konversation mit den Touristen, Englisch lernen.

Offiziell wohnt keiner in Old Bagan. Die Bewohner wurden in den 90er Jahren
von der Regierung zwangsumgesiedelt nach Neu Bagan. Jedoch kann man an
wenigen Ecken in der Altstadt...


... immer noch ein paar kleinere Siedlungen finden. Fragt man die
"Bewohner" danach, geben sie an, dass sie hier nicht wohnen würden.
Also, nur eine Arbeitsunterkunft?

Was wir aber noch sehen, ist, dass hier eine ganze Generation heranwächst, die vom Mitgefühl der Touristen lebt. Uns schreckt das etwas ab. Denn es ist auch klar, dass diese Generation die ursprüngliche ruhige und zurückhaltende Art der Myanmaren schon abgelegt hat. Statt dessen laufen sie offensiv, fast penetrant hinter den Touristen her und versuchen auf jede erdenkliche Art und Weise, die Touristen zum Kauf zu animieren. Jetzt könnte man natürlich entgegnen, dass das eine völlig normale Verhaltensweise in Südasien ist, dem ich auch nicht widersprechen mag. Jedoch bildet Myanmar hier eine Ausnahme. Gehe ich in Vietnam auf einen öffentlichen Markt, ist es völlig normal, dass ich als Tourist aber auch jeder Einheimischer aus allen Ecken gerufen wird. In Myanmar ist das jedoch nicht so. Hier geht man ohne Zurufe über den Markt und der Verkäufer tritt erst in Kontakt mit dem möglichen Kunden, wenn dieser Interesse an seiner Ware bekundet.

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