Dienstag, 4. August 2015

Myanmar - Summary


Der wohl bekannteste touristische Ort Myanmars:
Die Shwedagon-Pagode in Yangon stellt eines der wichtigsten Pilgerziele dar

Nachdem nun die nächste große Urlaubszeit anbricht, würde ich die letzte große Reise mit ein paar abschließenden, aber zusammenfassenden Worten gern noch zusammenfassen. Es gab viel zu sehen, viel zu erleben und der ein oder andere Eindruck wird von mir hier sicher auch noch gepostet werden - in gewohnter Form in kleinen Stories. Derweil habe ich als größere Zusammenfassung einen kleinen Artikel:

Reisen mit unglaublichen Kontrasten

(Myanmar – Burma)
Als der Jeep mit einer Staubwolke das Dorf verlässt, wird es schlagartig still. Wir tragen unsere Rucksäcke auf der sandigen Fahrpiste ein paar Meter weiter, um einen Blick auf den See werfen zu können. Hinter der blauschimmernden Wasserfläche ragen bewaldete Berge auf. Ein paar Fischer stehen in ihren kleinen Ruderbooten und holen Netze ein, um dann mit knatterndem Motor zu ihren Bambushütten zurückzukehren. Am Ufer waschen Frauen ihre Haare und ihre Wäsche im kühlen Seewasser. Die Kinder tollen wie kleine Wasserratten drum herum. Und in der Ferne ragt eine goldene Pagode mitten aus dem See. 

Geländewagen werden in Myanmar als Transportmittel für
bis zu 20 Personen und etlichen Kilogramm an Gepäck genutzt.

Es ist ein Tag vor Weihnachten und wir befinden uns am Indawgyi-Lake, dem größten See von Myanmar (ehemals Burma). In den vorangegangenen zwei Wochen sind wir per Bus und Bahn quer durchs Land gereist. Nun aber wollen wir eine kleine Weihnachtspause einlegen und ein bisschen Ruhe, die in Südasien oft nur spärlich vorhanden ist, finden – vor dem wilden Treiben auf den Märkten, dem quirligen Straßenverkehr, den nervenaufreibenden Zugfahrten. Ein paar Tage in einer ruhigen Enklave muss man sich aber erst „erarbeiten“. 15 Stunden per Zug, eine ungeplante Übernachtung in einem abrissreifen Haus und einer sechsstündigen Fahrt (für 25 Meilen!) auf dem Dach eines Jeeps haben uns schließlich hierher geführt.
Kurz nach unserer Ankunft trifft auch schon der örtliche Polizist ein, um sich die Daten unserer Reisepässe zu notieren. Ein völlig normales Prozedere. Hier in Myanmar werden, vor allem außerhalb der Haupttouristenrouten, die Daten aller Touristen erfasst. Die Daten landen zumeist in großen, linierten Schreibheften, manchmal aber auch einfach nur in einem abgelaufenen Taschenkalender eines Dorfpolizisten. Obwohl sich sowohl am Anfang als auch am Ende des Dorfes Militärposten befinden, erhalten wir keinerlei Sicherheitshinweise. Nur zu den Jademinen, die sich in der Umgebung befinden, dürfen wir nicht vordringen. Als wir ein paar Stunden später den Militärposten passieren, wird es uns schon etwas mulmig. Als behüteter EU-Bürger ist man nicht unbedingt gewohnt, von zwei schläfrig dreinblickenden Soldaten im Liegestuhl und mit Maschinengewehr auf dem Bauch beobachtet zu werden. Freundlich nicken sie uns zu, betont laut grüßen wir mit einem verkrampften Lächeln und einem „Mingalaba“ (Hallo) zurück und suchen dann schnell das Weite. Als wir abends vor unserem Hostel sitzen, hören wir, wie sich die Militärposten gegenseitig akustische Signale senden und beantworten. Hier wird offensichtlich noch mit traditionellen Mitteln militärisch operiert.
 
Und wie feiert man nun Weihnachten in Myanmar? Nun zum Heiligabend werden wir in eine Kirche der christlichen Minderheit eingeladen. Traditionelle Tänze werden zu moderner Popmusik von Kindern vorgeführt, aus großen, generatorbetriebenen Lautsprechern schallt Karaokemusik und am Wegesrand hocken Frauen auf Tüchern und verkaufen Fleischspießchen oder Süßigkeiten. Den ersten Weihnachtsfeiertag verbringen wir damit, ein Elefantencamp suchen, landen stattdessen aber in einem Wald voller Tieflader, einer riesigen Pagodenbaustelle und helfen schließlich ein bisschen beim Straßenbau, um von einem Lkw-Fahrer wieder zurück in unser Dorf mitgenommen zu werden. Und der zweite Weihnachtsfeiertag steht dann schon wieder ganz im Zeichen des Reisens – es geht zurück in die nächstgrößere Stadt. Die Familien Zuhause warten auf ein Lebenszeichen und auf ein paar Weihnachtsgrüße. Denn irrwitziger Weise zieht sich durch unser „Weihnachtsdorf“ zwar eine der neuesten Stromtrassen Myanmars, die Bewohner haben allerdings nichts davon, denn der Strom wird vollständig zum Betreiben der Jademinen benötigt. Selbst die Militärposten sind auf Solarpanelen und Generatoren angewiesen.
In den nächsten Tagen machen wir uns auf den Weg in die östlich gelegenen Shan-Berge. Per Zug geht es auf einer übel zugerichteten Bahnstrecke nach Mandalay im Zentrum Myanmars. Die Waggons schwanken, wackeln und springen in alle Richtungen. Die Dämpfer werden immer wieder bis zum Anschlag zusammen gepresst. Und während uns durch das geöffnete Waggonfenster die kalte Nachtluft um die Ohren saust, Händler mit gebratenen Vögeln auf und ab gehen und dunkel vermummte, junge Männer mit Headsets im Ohr auf und ab patrouillieren, krallen wir uns ängstlich in unsere Sitze. Der Reiseführer schreibt, dass die meisten Zugunfälle in der Regenzeit passieren. Jetzt ist Trockenzeit. Ist doch ein gutes Zeichen, oder? 




Zugfahrten in Myanmar sind nicht nur eindrucksvoll
sondern auch nervenaufreibend.



Die folgende Nacht verbringen wir in einem Überlandbus. Zum Teil mit Schrittgeschwindigkeit schiebt er sich in einer langen Kolonne aus LKWs die Passstraßen hoch und runter, um uns schließlich mitten in den Shan-Bergen ausspucken. Die nächsten drei Tage werden wir in den umliegenden Bergen mit einem lokalen Guide unterwegs sein, in Minderheiten-Dörfern übernachten, kleine barfüßige Kinder durch die Luft wirbeln und traditionell gekleideten Frauen beim Sortieren von Grünen-Tee-Blättern zuschauen. 

Kleine Rotzlöffel in den Shan-Bergen.


Immer noch tief beeindruckt und zum Teil sehr bewegt, kehren wir Anfang Januar schließlich wieder nach Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars zurück. Während uns auf der einen Seite die goldenen Pagoden anstrahlen, die dunkelrot gekleideten Mönche mit ihren Almosenschalen durch die Gegend streifen und mit einer tiefen Verbeugung von der Bevölkerung Lebensmittel und kleinere Geldbeträge bekommen, sehen wir nun auf der anderen Seite auch die kleinen Bambusverschläge, in denen Menschen leben, die kein eigenes Land zum Gemüseanbau besitzen, die sich über eine Mandarine riesig freuen und die auf Spenden anderer Siedlungen angewiesen sind. Zurück bleibt vor allem der Eindruck der enormen Kontraste dieses Landes…

Der Buddhismus ist in Myanmar tief verwurzelt;
Mönchen und Nonnen leben von Spenden der Bevölkerung.


Zu Myanmar
Myanmar – ehemals Burma – wurde 60 Jahre lang von einer Militärjunka regiert. Erst in den letzten Jahren öffnete sich das Land unter dem Deckmantel der vermeintlich eingeführten Demokratie für Touristen, wobei es immer noch ganze Landesteile gibt, die aus Sicherheitsgründen nicht bereist werden dürfen.  Diese haben sich in Anbetracht der für September angesetzten Wahlen, stark vergrößert. Sowohl am Indawgyi-Lake als auch in den Shan-Bergen kam es in den letzten zwei Monaten zu erheblichen militärischen Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Minderheiten-Militäreinheiten. Große Flüchtlingswellen der hiesigen Bevölkerung und Reiseverbote für Touristen folgten. Die seit Jahren geprägten Touristenrouten können jedoch immer noch ungehindert bereist werden.


Sonnenaufgang über dem Pagoden-Ruinenfeld von Bagan


"Elefantenbad" als Waschstraße
Zu den Reisenden:
Chlodomer Rosa alias Antje und Sven waren rund um den Jahreswechsel 4 Wochen in Myanmar als Rucksacktouristen unterwegs. Per Bus, Bahn, Jeep und Anhalter reisten sie durchs Land, besuchten Flüchtlingslager, Unmengen von golden verzierten Pagoden, radelten durch riesige Pagoden-Ruinenfeldern, wanderten über Handelswege von Bergdörfern, besuchten Meditationszentren und änderten wegen Reiseeinschränkungen immer wieder spontan ihre Reiseroute – ganz nach dem Motto: Je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

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