Samstag, 20. September 2014

Brighton/UK - Buddhistisch Gärtnern III

Noch im Halbschlaf vernahm ich, wie sich der Feueralarm langsam näherte. Es begann im unteren Stockwerk. Bruchteile von Sekunden später begann der zweite Alarm direkt vor der Tür.  Und das alles arbeitete sich wunderbar in meine Träume ein.  Bis zu dem Zeitpunkt als die Sirene direkt über meinem Kopf anging - augenblicklich fiel ich, noch in meinen Schlafsack gepackt, von der oberen Etage des Stockbettes runter auf den Boden. Ließ dabei den Schlafsack gleich fallen, machte einen Ausfallschritt nach vorn, um mich dieses lästigen Ungetüms an meinen Beinen zu befreien und landete direkt in meinen Schuhen. Damit raste ich anschließend quer über den Flur,  die Treppe runter, zur Haustür raus und ... es standen bereits ganze zwei von insgesamt 21 Bewohnern auf dem Hof. In den folgenden 10 Minuten gesellten sich weitere zwei zu uns. Diese kamen aber nicht im entferntesten so abgehetzt wie ich an - vielmehr packten sich die Ladys während ihres elfenhaften Ganges noch eine weiße Stricktunika um die Schultern - man möchte im frühherbstlichen Brighton ja auch nicht frieren.
Fassungslos wartete ich darauf, dass irgendetwas passieren würde. Aber für alle anderen Anwesenden schien dieses morgendliche Fachprozedere durchaus normal zu sein, so dass schnell eine gemütliche Plauderrunde entstand. Von einer blindem Aktionismus konnte man in dieser Situation wirklich nicht reden und auch eine Feuerwehr war nicht im Entferntesten zu erahnen. Nach einigen Minuten löste sich das Rätsel: der stellvertretende Klosterleiter kam auf den Hof und erklärte uns, dass eine der Bewohnerinnen mal wieder in ihrem Zimmer getoastet hätte. Offensichtlich mochte sie ihr Toast knusprig schwarz, jedenfalls hatte es eine kleine Rauchentwicklung gegeben, wodurch die empfindlichen Rauchmelder angesprungen sind. Die besagte Bewohnerin war übrigens nicht mit auf den Hof gekommen, sondern hat in ihrem Zimmer in Ruhe weiter gefrühstückt. Wie ihre Mitbewohner mir später erklärten, würden dieses und ähnliche Ereignisse wohl häufiger vorkommen - Schuld sei fast immer besagter Toaster, der mal im Zimmer und mal in der Gemeinschaftsküche betrieben wird. Und da dessen Besitzerin von dezent ausgeprägter eitler Natur zu sein scheint, kann diese ohne Make-up und dem passenden Outfit auch ihr Zimmer morgens nicht verlassen. Auch für einen Feueralarm nicht. Die übrigen der 21 Bewohner waren übrigens bereits auf Arbeit oder hielten sich ebenfalls still in ihrem Zimmer auf - wohl wissend, dass die Ursache des Alarms ein kleiner, teuflischer Toaster sei. 
Während die Alarmanlage noch eine weitere halbe Stunde in voller Lautstärke weiter heulte (es war wohl nicht ganz so einfach, diese wieder abzustellen wodurch ein Techniker gerufen werden musste), gingen wir derweil an die normalen morgendlichen Tätigkeiten zurück. Waschen, schminken,... mir wäre ja im Traum nicht eingefallen, wie eitel Buddhisten sein können. Zur Entschuldigung muss man hier sagen, dass es sich bei den Bewohnern sowohl um Nonnen, Mönche, aber auch ganz normale Menschen handelte, die lediglich die Wohngemeinschaft genossen oder mehr oder weniger regelmäßig dem buddhisten Glauben und seinen Traditionen nachgingen. Nachdem sich nun also bereits der erste Stereotyp in meinem Kopf aufgelöst hatte, konnte es in den nächsten Tagen ja nur noch spannender werden. Diese verbrachte ich mit zumeist 8 Stunden Gartenarbeit. Darunter zählte hauptsächlich das Unkraut auf den mit kleinen Kiessteinen bestreuten Wegen zu harken, Beetbegrenzungen wieder herzustellen und einer von Krankheit gezeichneten Bewohnerin beim Umpflanzen diverser Zierpflanzen zur Hand zu gehen. 

Und wie so ein typischer Tag aussieht, lest ihr in "Brighton/UK - 8 Stunden Meditation täglich". 

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